Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Engl. Ausg. u.d.T.:
Environmental change and migration: perspectives for future action
(Briefing Paper 15/2012)
Die Frage nach den Zusammenhängen zwischen Umweltwandel und Migration hat in den vergangenen Jahren eine immer größere Aufmerksamkeit sowohl in den Medien als auch in der Wissenschaft auf sich gezogen. Auch wenn es noch viele Unsicherheiten gibt, wie umweltbedingte Migration und ihre Auswirkungen genau auf den Begriff gebracht werden sollten, so lassen die Ergebnisse mehrerer großer internationaler Forschungsprojekte einige Rückschlüsse zum Zusammenhang zwischen Umweltwandel und Migration zu:
Selten sind es ökologische Faktoren allein, die Migration bedingen. Migration ist in den allermeisten Fällen die Folge eines komplexen Zusammenspiels politischer, sozialer, ökonomischer und ökologischer Faktoren.
Auf der Ebene der internationalen Kooperation ergibt sich ein Kohärenzproblem: Während einige internationale Organisationen das Thema Umwelt und Migration sehr aktiv angehen, ignorieren andere es nahezu vollständig. Auch bei den internationalen Klimaverhandlungen wurde das Thema erst 2010 in Cancún aufgegriffen. Bisher stellt der Zusammenhang zwischen Umweltwandel und Migration allerdings nur einen Randaspekt bei den Klimaverhandlungen dar. In vielen von Umweltwandel betroffenen Ländern ist klar die Tendenz erkennbar, interne Migration als Phänomen zu betrachten, welches es zu verhindern oder zumindest abzumildern gilt. So werden etwa viele (geplante) Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel als migrationseindämmend begriffen.
Auf der Grundlage der Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Umweltwandel und Migration, des internationalen und nationalen Problembewusstseins und der internationalen Rechtssituation lassen sich sechs Bereiche identifizieren, in denen gehandelt werden sollte:
Statt die Genfer Flüchtlingskonvention zu erweitern oder eine eigene Konvention für „Umweltmigranten“ zu schaffen, sollten vorhandene Rechtsinstrumente gestärkt werden.
Migranten und von Umweltwandel betroffene Bevölkerungsgruppen – viele leben in marginalen Verhältnissen – sollten in Entscheidungs- und Planungsprozesse einbezogen werden.