Acht Stunden täglich ohne Strom – katastrophale Folgen für Sambia

Acht Stunden täglich ohne Strom – katastrophale Folgen für Sambia

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Scheumann, Waltina
Die aktuelle Kolumne (2016)

Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) (Die aktuelle Kolumne, 18.01.2016)

Bonn, 18.01.2016. Die sambische Energiekrise trifft das Land hart. Für die Stromabschaltungen – zwischen acht und 16 Stunden täglich – muss der Klimawandel herhalten. Keine Frage: Sambia durchlebt eine Dürreperiode wie andere Sub-Sahara-Länder auch. Sambia hat aber das Potenzial, die Versorgung sicherzustellen und Vorsorge zu treffen. Hier ist die Politik gefragt.

Bereits seit Sommer 2015 kann Sambias staatliches Elektrizitätsunternehmen ZESCO die Unternehmen und städtischen Verbraucher nicht mehr beliefern. Acht bis 16 Stunden täglich müssen diese ohne Elektrizität auskommen und oft auch ohne Wasser, da die Pumpen ohne Strom nicht laufen. Wer kann, behilft sich mit einem Dieselnotstromaggregat. Schlagzeilen machen vor allem die Folgen für die Kupferminen: Wegen der Engpässe kündigten die Mulyashi Open Pit Mine und die Baluba Underground Mine im September 2015 die Zwangsentlassung von 1.640 Arbeitern an, da die Lieferung an die private Copperbelt Energy Corporation (CEC) gekürzt wurde. Seit September 2015 erhielt die CEC zunächst 30 %, später dann 16 % weniger Strom. Betroffen sind aber auch Schulen, Krankenhäuser, städtische Haushalte, mittelständische Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe jedweder Größenordnung. So wie Zambia Sugar, ein landwirtschaftlicher Großbetrieb, der Zuckerrohr auf 16.000 Hektar Land anbaut. Dessen Pumpen können nur noch eingeschränkt Wasser aus dem Fluss Kafue heben; und dies hat auch Auswirkungen auf die Wasserlieferung an die assoziierten kleinen Vertragsbauern, die auf immerhin 4.000 Hektar Land Zuckerrohr produzieren. Zusammen mit den niedrigen Kupferpreisen, die seit Januar 2015 um 18 % gefallen sind, wächst Sambias Wirtschaft aktuell deshalb nur um 3,4 statt wie bisher um 7 %.

Als offizielle Begründung für diese katastrophale Situation muss der Klimawandel herhalten: die geringen Niederschläge und die hohen Temperaturen (Verdunstung) hätten zu den historisch niedrigsten Wasserständen in den Talsperren geführt. So plausibel sich dies auch anhört, es ist nur die halbe Wahrheit. Die Kariba-Talsperre am Sambesi, die Sambia und Simbabwe mit Strom versorgt, ist so ausgelegt, dass sie nicht nur saisonale Niederschlagsschwankungen ausgleichen kann, sondern auch Schwankungen über mehrere Jahre hinweg. Die Zambesi River Authority (ZRA) hatte wegen geringer Wasserstände im März 2015 die Wasserzuteilung an die sambische ZESCO und die simbabwische ZPC um 12 % gekürzt. Beide überziehen jedoch ihr Wasserkontingent – ZESCO um 39 %, ZPC um 16 % –, so dass im November 2015 Sambia und Simbabwe nur noch drei Meter von der Katastrophe entfernt waren. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Wasserstand in der Kariba-Talsperre noch 478,51Meter – Strom kann jedoch nur bis 475,5 Meter produziert werden. Danach ist Schluss. ZESCO muss sich zudem fragen lassen, warum sie das um 360 Megawatt erweiterte Kraftwerk rund um die Uhr produzieren lässt und nicht wie vorgesehen täglich nur 3,5 Stunden für den Spitzenbedarf. Wasser werde rund um die Uhr abgelassen, so die Beobachtung von Guy Scott, des von Oktober 2014 bis Januar 2015 amtierenden sambischen Präsidenten, bei der Einweihungsfeier.

Problematisch für das Land ist seine einseitige Abhängigkeit von zu wenigen Wasserkraftwerken (Kariba und Kafue Gorge liefern ca. 90 % des Stromverbrauchs). Sambia könnte weitaus mehr Wasserkraft nutzen: Es ist das niederschlagsreichste Land im südlichen Afrika und verfügt über 40 % der Wasserressourcen. Weitere Kraftwerke sind seit langem in der Planung, können aber nicht finanziert werden, da der Strompreis nicht kostenorientiert und deshalb für private Investoren nicht attraktiv ist. Von diesen Subventionen profitieren alle, auch die finanzkräftigen Minen und nicht nur die ärmeren Haushalte. Die sambische Regierung hat die große Abhängigkeit von der Wasserkraft auch zu lange hingenommen und nicht energisch genug die Erschließung anderer, vor allem erneuerbarer, Energiequellen vorangetrieben. Das Potenzial für Solarenergie (sechs bis acht Sonnenstunden täglich), vor allem Photovoltaik, wird noch nicht genutzt. Feste Einspeisetarife für Solarprojekte sind zwar in der Entwicklung, aber noch nicht in Kraft getreten.

Kofi Annan, der den New Deal on Energy for Africa unterstützt, fordert zu Recht: “Africa’s leaders must act with urgency to put in place the policies needed (…) to build climate-resilient societies.” Es wäre viel gewonnen, wenn die gegenwärtige Energiekrise zu einer Kursänderung in Sambia beitragen würde.

Über die Autorin

Scheumann, Waltina

Politikwissenschaftlerin

Scheumann

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