Anpassung an den Klimawandel aus Geschlechterperspektive
Der Klimawandel bedroht schon jetzt die mühsam erreichten Fortschritte sozialer Entwicklung und die Sicherung der Lebensumstände in den Entwicklungsländern. Dabei sind vor allem arme Menschen, insbesondere Frauen, weitaus stärker verwundbar gegenüber den vom Klimawandel verursachten Katastrophen und Schäden als die Bevölkerung der Länder des Nordens.
Projektteam:
Rodenberg, Birte
Zeitrahmen:
2009 - 2010
/
Abgeschlossen
Projektbeschreibung
Im Bericht über die menschliche Entwicklung 2007/2008 werden fünf zentrale Problemfelder hervorgehoben, in denen der Klimawandel die Armut verstärken kann: 1. Sinkende Ernteerträge (in Afrika voraussichtlich bis zu 50%); 2. mangelhafte Wasserversorgung (bis zu 1,8 Mrd. Menschen zusätzlich betroffen); 3. steigende Meeresspiegel und extreme Wetterereignisse (Migration und Flucht von voraussichtlich mehreren hundert Millionen Menschen); 4. Gefährdung von Ökosystemen und Ernährungssicherheit sowie 5. Ausbreitung von Krankheiten und Infektionen (bis zu 400 Mio. Menschen zusätzlich von Malaria bedroht).
Aus Geschlechterperspektive macht diese konkrete Auflistung der direkt zu erwartenden Folgen des Klimawandels schnell ersichtlich, dass Frauen in hohem Maße betroffen sind. Sie sind zum einen hochgradig verwundbar, weil sie die Hauptverantwortung für die Überlebenssicherung und Gesundheitsversorgung ihrer Familien tragen und in Afrika weiterhin als zentrale Versorgerinnen der Haushalte mit Wasser, Brennholz, Nahrungs- und Futtermitteln unmittelbar von der Zerstörung und Verknappung natürlicher Ressourcen betroffen sind. Der Klimawandel und seine dramatischen Folgen, die über die Ausbreitung von Krankheiten und den Verlust von Haus, Hof und Land bis zur Zerstörung von (Wirtschafts-) Gemeinschaften und der Verursachung von kriegerischen Konflikten reichen, verweist deshalb auch auf die Frage der Geschlechtergerechtigkeit bzw. bereits vorliegender Rechtsungleichheit und die weithin fehlende Entscheidungsmacht von Frauen in Entwicklungsländern (Recht auf Land, Verfügungsmacht über Ressourcen etc.). Sie sind weiterhin – auf allen gesellschaftlichen Ebenen – nicht gleichberechtigt und nicht maßgeblich an politischen Entscheidungsprozessen über Maßnahmen zur Milderung von oder Anpassung an die Folgen des Klimawandels beteiligt.
Selbst intensive Bemühungen der internationalen Klimapolitik werden die vom Menschen verursachten Änderungen des Weltklimas nicht mehr aufhalten, sondern lediglich abmildern können. Die internationale Gemeinschaft muss sich deshalb der komplexen Herausforderung stellen, einen ambitionierten Klimaschutz sowohl mit effektiver Armutsbekämpfung als auch mit dem Recht auf Entwicklung zu verbinden. In den kommenden Jahren ist ein umfangreicher Finanztransfer für die Anpassung an den Klimawandel zu erwarten. Inwieweit werden diese neuen Transfers nicht nur eine klimapolitische, sondern auch eine sozial-ökologische Perspektive auf die Anpassung an den Klimawandel berücksichtigen? Inwieweit werden sich auch spezifische Fragen nach der Gleichberechtigung der Geschlechter und der Geschlechtergerechtigkeit einschließen?
Obgleich diese Debatte bereits in den 1990er Jahren in der internationalen Gemeinschaft –über akademische Kreise und Nichtregierungsorganisationen hinaus – geführt wurde, hat der Problemkomplex der gendered rights and responsibilities in den aktuellen klimapolitischen Debatten bislang wenig Beachtung gefunden. Entsprechend sind kaum empirische Untersuchungen zur Verknüpfung der Fragestellung: Anpassung an den Klimawandel aus Geschlechterperspektive in Maßnahmen und Politikinstrumenten der Entwicklungszusammenarbeit bekannt.
Erste Ergebnisse:
Eine Querschnittsanalyse entwicklungs- und klimapolitischer Instrumente, vor allem in der deutschen Entwicklungspolitik (Birte Rodenberg, freie Gutachterin), ist als Discussion Paper 21/2009 (deutsch) bzw. 24/2009 (englisch) erschienen.
Geplanter Output:
Eine weitere Studie in diesem Themenbereich umfasst eine Analyse klimapolitischer Maßnahmen (Minderung und Anpassung) in Kenia aus der Geschlechterperspektive (Francis Lelo und Wanjiku Chiuri, Egerton University, Kenia).
Publikationen
- Climate change adaptation from a gender perspective: a cross-cutting analysis of development-policy instruments
Rodenberg, Birte(2009)
Discussion Paper 24/2009 - Anpassung an den Klimawandel aus Geschlechterperspektive: eine Querschnittsanalyse entwicklungs- und klimapolitischer Instrumente
Rodenberg, Birte(2009)
Discussion Paper 21/2009