Der Aufbau einheimischer Kapazitäten für erneuerbare Energien: Die Fallstudie Marokko

Dieses Projekt war Teil einer Länderarbeitsgruppe (LAG) im Rahmen des Postgraduierten-Programms. Es analysierte das Potential Marokkos im Hinblick auf erneuerbare Energieressourcen. Untersucht wurde, welche regenerativen Energien für dieses Land verwendbar sind, welche Hindernisse überwunden werden müssen, wie dies entwicklungspolitisch unterstützt werden kann und welche möglichen Kooperationspartner bei einer Umsetzung in Frage kommen.

Projektleitung:
Georgeta Auktor

Projektteam:
Tilman Altenburg

Teilnehmende des 48. Ausbildungsganges:

Matthias Böhning
Gina Burger
Elisa de Sequeira Regueira
Sandra Müller
Susanne Wendt

Zeitrahmen:
2012 - 2013 / Abgeschlossen

Projektbeschreibung

Die weitreichende Verfügbarkeit erneuerbarer Energieressourcen in der MENA-Region (z.B. Sonneneinstrahlung und Wind) steht im Zentrum verschiedener, groß angelegter europäischer Initiativen, um saubere Energie in den südlichen Mittelmeerländern zu erzeugen und einen Teil davon nach Europa zu importieren. Diese Initiativen gehen davon aus, dass die MENA-Länder durch umfangreiche Investitionen und Technologietransfer genug Energie aus erneuerbaren Ressourcen produzieren können, um die eigene, schnell wachsende Nachfrage nach Energie sowie diejenige aus Europa zu befriedigen. Dadurch können sie dazu beitragen, die Ziele zur Verringerung der CO2-Emissionen zu erreichen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen nördlich und südlich des Mittelmeers zu verringern. Bislang sind allerdings die Entwicklungsherausforderungen, denen die MENA-Region nach dem arabischen Frühling gegenüber steht, vor allem in Bezug auf Arbeitslosigkeit und soziale Ungleichheit enorm. Des Weiteren wurde in den meisten Staaten jahrzehntelang die soziale Stabilität durch massive staatliche Interventionen und Rentenverteilung aufrecht erhalten, oft auf Kosten von sozialer Gleichheit und der Wettbewerbsfähigkeit des Privatsektors. Um diesen Problemen zu begegnen müssen Entwicklungsstrategien eine starke sozialpolitische und arbeitsplatzschaffende Komponente beinhalten.

Innerhalb der MENA-Region ist Marokko ein besonders interessanter Fall, um das Potential zum Aufbau einheimischer Kapazitäten zur Gewinnung und Nutzung erneuerbarer Energien zu untersuchen. Die dortigen Solar- und Windenergieressourcen gehören zu den größten weltweit. Marokko importiert mehr als 95% seiner zur Energiegewinnung benötigten Brennstoffe, deswegen besteht ein hoher Druck, alternative Energiequellen zu erschließen. Die schon bestehende Verbindungsleitung mit Spanien bietet einen Einstiegspunkt für grenzüberschreitende Energieprojekte im Mittelmeerraum. Marokkos Privatsektor hat aufgrund seiner exportorientierten Entwicklungsstrategie im Vergleich zu anderen nordafrikanischen Ländern eine hohe Wettbewerbsfähigkeit erlangt. Allerdings stellen erneuerbare Energien gegenwärtig nur einen begrenzten Anteil des Energieträgermix. Dies lässt vermuten, dass noch zahlreiche Entwicklungspotentiale bestehen.
Um eine vielschichtige Perspektive auf die Entwicklung des erneuerbaren Energiesektors in Marokko zu bieten, ging diese LAG folgenden Fragen nach:

(1) Welche Teile der Wind- und Solarwertschöpfungsketten kommen der Entwicklung des Privatsektors und der Förderung lokaler Kapazitäten am ehesten zu gute?
(2) Welche institutionellen und politischen Hindernisse müssen überwunden werden, damit der Nutzen lokal möglichst hoch ist?
(3) Welche Politikempfehlungen ergeben sich für nationale, politische Entscheidungsträger und internationale Entwicklungsbehörden, um diesen Entwicklungsprozess zu unterstützen?

Als Kooperationspartner kamen verschiedene Akteure rund um die Entwicklung erneuerbarer Energien in Frage. IRESEN und MASEN sind zentrale Organisationen, welche diese Entwicklungen antreiben, indem sie politische Strategien und Forschung in diesem Sektor koordinieren. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit, hauptsächlich die GIZ und die KfW, sind auf lokaler Ebene aktiv, Ministerien wie das BMU und das BMZ finanzieren mehrere Projekte im Land. Das Interesse an diesem Thema seitens der Marokkanischen Regierung, des Privatsektors und der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ist groß. Diese Studie ermöglichte es auch, auf einer in Ägypten im Jahre 2011-2012 durchgeführten Forschung aufzubauen und Schlussfolgerungen auf einer vergleichenden Ebene zu ziehen, die für die gesamte MENA-Region und die deutsche Entwicklungszusammenarbeit interessant sein können.

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