WBGU: Jetzt privates Kapital für die globale Energiewende mobilisieren
WBGU: Jetzt privates Kapital für die globale Energiewende mobilisieren
WBGU-Pressemitteilung vom 06.09.2012
Deutschland und viele andere Länder stehen vor einer grundlegenden Transformation ihrer Energiesysteme. Weltweit müssen für den Umbau der Energiesysteme und die Erhöhung der Energieeffizienz Milliarden investiert werden. Der WBGU zeigt in seinem Politikpapier „Finanzierung der globalen Energiewende“, dass privates Kapital in ausreichender Höhe vorhanden ist, jedoch erst durch eine entschlossene Ordnungspolitik und Verringerung der Investitionsrisiken mobilisiert werden kann.
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) übergibt heute ein Politikpapier mit dem Titel „Finanzierung der globalen Energiewende“ an Bundesumweltminister Peter Altmaier.
In letzter Zeit wurden vielfach Zweifel laut, ob die Energiewende in Deutschland finanzierbar ist. Der WBGU zeigt in seinem Politikpapier, dass genügend privates Kapital verfügbar ist, es jedoch nur mit einer kohärenten Transformationsstrategie mobilisiert werden kann.
Langfristige Investitionssicherheit herstellen
Für den Umbau der Energiesysteme ist ein Ordnungsrahmen notwendig, der Vertrauen bei den Investoren schafft. Dafür ist ein gestaltender Staat gefordert, der ambitionierte, verbindliche und langfristige nationale Energiestrategien mit messbaren Zielsetzungen vorgibt. Gleichzeitig sollte die Politik mehr Bürgerbeteiligung ermöglichen, um rechtzeitig auf Bedenken eingehen zu können und Planungen gegebenenfalls anzupassen. Auf diese Weise kann die Akzeptanz für den Ausbau der Netze deutlich verbessert werden.
Vorübergehend wird es im Zuge der Energiewende zu einem Anstieg der Energiekosten kommen. Entsprechende Nachteile für einkommensschwache Haushalte müssen sozial abgefedert werden. Bereits bis zum Jahr 2040 dürften gemäß WBGU jedoch die zusätzlichen Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz durch Kosteneinsparungen für fossile Brennstoffe bei konventionellen Technologien vollständig kompensiert sein.
Zurzeit ist Deutschland Vorreiter der globalen Transformation der Energiesysteme, sowohl bei den technologischen Innovationen als auch bei der Gestaltung geeigneter Rahmenbedingungen. Diese Chance sollte genutzt werden, um zu demonstrieren, dass die Transformation der Energiesysteme politisch umsetzbar und vor allem finanzierbar ist.
Anreize für Investitionen setzen
Der WBGU hält es für unverzichtbar, zeitlich befristet den Einsatz von Technologien für erneuerbare Energien zu fördern. Hierfür werden Einspeisevergütungen in Verbindung mit Einspeise- oder Abnahmegarantien für eine Markteinführungsphase empfohlen. Gleichzeitig müssen Subventionen für fossile und nukleare Energien abgebaut werden.
Strommarktdesign und Netzregulierung sollten in Deutschland und Europa so gestaltet werden, dass Strom aus erneuerbaren Energien möglichst bald problemlos integriert und direkt vermarktet werden kann. Staatliche Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich nachhaltiger Energietechnologien ist essentiell, insbesondere in den Bereichen Stromübertragung und -speicherung.
Barrieren auf den Kapitalmärkten verringern
Um den Einsatz privaten Kapitals möglichst attraktiv zu machen, empfiehlt der WBGU die Aufstockung der Mittel nationaler Förderbanken und deren Weiterentwicklung zu „Green Investment Banks“. Außerdem sollten Finanzmarktregulierungen und internationale Rechnungslegungsvorschriften stärker an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet werden. Private Haushalte sowie kleine und mittelständische Unternehmen sollten bei der Finanzierung transformativer Energieinvestitionen durch die Förderung von Energiegenossenschaften, neuen Geschäftsmodellen und durch besseren Zugang zu Risikokapital unterstützt werden.
Energiewende in der internationalen Zusammenarbeit fördern
In Entwicklungsländern sind zusätzliche Maßnahmen zur Unterstützung von Investitionen in die Energiewende sinnvoll. Der Aufbau von Beratungskapazitäten (z. B . Market Facilitation Organisations), strategische Energiepartnerschaften zwischen Industrie- oder Schwellenländern und Entwicklungsländern, ein verbesserter Zugang zu nationalem und internationalem Kapital sowie eine verstärkte Risikoabsicherung von Investitionen sind dabei essentiell. Auch in Entwicklungsländern können neue Finanzierungs- und Geschäftsmodelle dazu beitragen, Liquiditätsbarrieren für Investitionen in Energieerzeugung und -effizienz abzubauen.
Über den WBGU: Politikberatung zum Globalen Wandel
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) wurde 1992 im Vorfeld der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung („Erdgipfel von Rio“) von der Bundesregierung als unabhängiges wissenschaftliches Beratergremium eingerichtet. Der WBGU hat die Aufgabe globale Umwelt- und Entwicklungsprobleme zu analysieren und zur Lösung dieser Probleme Handlungs- und Forschungsempfehlungen zu erarbeiten.
Über das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE):
Das DIE baut Brücken zwischen Theorie und Praxis und setzt auf die Zusammenarbeit in leistungsstarken Forschungsnetzwerken mit Partnerinstituten in allen Weltregionen. Seit seiner Gründung im Jahr 1964 vertraut das Institut auf das Zusammenspiel von Forschung, Beratung und Ausbildung. Das DIE berät auf der Grundlage unabhängiger Forschung öffentliche Institutionen in Deutschland und weltweit zu aktuellen Fragen der Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern.
Immer montags kommentiert das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik in seiner Aktuellen Kolumne auf der Startseite der DIE-Homepage die neuesten Entwicklungen und Themen der internationalen Entwicklungspolitik.
Am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik arbeiten rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Institut wird von Dirk Messner (Direktor) und Imme Scholz (stellv. Direktorin) geleitet.
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