Ein Plädoyer für Entwicklungszusammenarbeit mit Sub-Sahara Afrika

Klingebiel, Stephan
Externe Publikationen (2019)

in: Henning Melber (Hrsg.), Deutschland und Afrika: Anatomie eines komplexen Verhältnisses, Frankfurt a.M.: Brandes & Apsel, 55-62

ISBN: 978-3-95558-257-9
Volltext/Document

Die vergangenen rund zehn Jahre waren hinsichtlich der Kooperation Deutschlands mit Afrika durch zwei übergreifende Trends gekennzeichnet. Zum einen hat sich deutsche Politik über eine Reihe von Politikfeldern hinweg mit Herausforderungen des Kontinents befasst. Markante Beispiele dafür sind ein Bundesfinanzminister, der u.a. eine Afrika-Initiative im G20-Rahmen angestoßen hat (Compact with Africa) 1 ; eine Bundeswehr, die schon seit Jahren routiniert Auslandseinsätze in schwierigen Krisenregionen (u.a. Mali, Sudan und Südsudan) durchführt 2 ; und eine Bundeskanzlerin, die im Vergleich zu ihren Vorgängern erstaunlich oft zu afrikanischen Partnern reist. 3 Sie zeugen von einem für Deutschland noch jungen afrikapolitischen Interesse, welches in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen ist. Zum anderen und damit verknüpft sieht Entwicklungszusammenarbeit mit afrikanischen Partnern heute sehr viel anders aus als noch vor einigen Jahren. Es gab immer ein Bündel an Eigeninteressen, welches sich auch in der Entwicklungszusammenarbeit zeigte. Doch hatte die Entwicklung der Partnerländer aus einer entwicklungspolitischen Motivation heraus einen besonders hohen Stellenwert. Daher waren Debatten zu einem erheblichen Teil von der Frage geprägt, wie diese Kooperation möglichst wirksam im Sinne der angestrebten Entwicklungsergebnisse gestaltet werden könnte. Die Wirksamkeitsdebatte mit der Pariser Erklärung von 2005 und der Busan Erklärung von 2011 waren hierfür wichtige Meilensteine. Diese Sichtweise ist zwar nicht völlig verschwunden, aber einem neuen Kooperationsdenken gewichen. Dieses ist stark geprägt von veränderten Eigeninteressen (hier v.a. Migrationszielsetzungen) und der Beförderung von regionalen und globalen öffentlichen Gütern (etwa beim Thema grenzüberschreitende Gesundheitsherausforderungen vor dem Hintergrund der Ebola-Krisen in West-und Zentralafrika oder der schlechten Sicherheitslage in der Sahelregion). Beide Trends zusammen zeigen, dass die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit (Subsahara-) Afrika heute aus einer anderen Perspektive heraus verfolgt und gestaltet wird. In verschiedener Hinsicht wurde die deutsche Afrikapolitik-einschließlich der entwicklungspolitischen Kooperation-dabei nicht unbedingt bewusst strategischer ausgerichtet. Vielmehr sind hierfür vor allem Rahmenbedingungen verantwortlich, die Probleme afrikanischer Länder sehr viel unmittelbarer für die deutsche und europäische Politik und Öffentlichkeit spürbar und sichtbar gemacht haben. Sie hatten eine intensivere Suche nach Gestaltungsinstrumenten zur Bearbeitung dieser Herausforderungen zur Folge. Die Flüchtlingssituation 2015 war für die deutsche Wahrnehmung von Problemen auf dem afrikanischen Kontinent und anderswo eine Zäsur. 4 Insofern bietet sich Entwicklungszusammenarbeit als Kooperationsansatz an, da das Politikfeld über einschlägige Erfahrungen mit afrikanischen Partnern verfügt. Mit den beschriebenen Perspektivverschiebungen gehen teilweise veränderte Kooperationsansätze einher, die im vorliegenden Beitrag näher beleuchtet werden sollen; dies gilt etwa für die Konzentration auf Themen und afrikanische Regionen, die besonders vordringlich erscheinen für prioritäre Themen wie Migration und Sicherheit.

Über den Autor

Klingebiel, Stephan

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