Forschungsteam Grüner Wasserstoff in Argentinien und Uruguay: Politikgestaltung unter Bedingungen hoher technologischer und systemischer Unsicherheit

Der Hochlauf einer globalen grünen Wasserstoffwirtschaft, als Element der globalen Energiewende, ist noch von zahlreichen technologischen und systemischen Unsicherheiten geprägt. Für mögliche Erzeugerländer von GH2 ergeben sich hieraus schwierige Abwägungen.

Das Forschungsprojekt untersucht, wie die Länder Argentinien und Uruguay mit den skizzierten Unsicherheiten umgehen.

Projektleitung:
Andreas Stamm
Rita Strohmaier

Prados, Paula

Projektteam:

  • Guido Augustin
  • Guido Bambini
  • Aaron Haas
  • Fernanda Muniz
  • Rebecca Rohe
  • Paulina Wende

Finanzierung:
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Zeitrahmen:
2023 - 2024 / Laufend

Kooperationspartner:

In Argentinien die Regierungsagentur zur Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation und die Universität von Quilmes. In Uruguay wird mit der Universidad de la República zusammengearbeitet. Es wird angestrebt, aus beiden Länder jeweils eine*n Postgraduierten in das Forschungsteam zu integrieren, eine*n aus Uruguay für die Forschung in Argentinien und eine*n aus Argentinien für die Forschung in Uruguay.

Projektbeschreibung

Wasserstoff wird als ein zentrales Element der globalen Energiewende angesehen. Dabei steht der „grüne Wasserstoff“ (GH2) im Mittelpunkt von Analysen und Fördermaßnahmen. Grüner Wasserstoff wird mittels Elektrolyse aus Wasser gewonnen, die dabei eingesetzte Elektrizität wird durch erneuerbare Quellen gewonnen, vor allem aus Solar- und Windenergie. Europa, Japan und Südkorea werden in den kommenden Dekaden zu bedeutenden Importeuren von GH2 werden, während Länder des globalen Südens große Potentiale zur Erzeugung von GH2 haben.

Der Hochlauf einer globalen grünen Wasserstoffwirtschaft ist noch von zahlreichen technologischen und systemischen Unsicherheiten geprägt. So ist bislang noch nicht zu erkennen, zu welchen Preisen der GH2 langfristig gehandelt werden wird und wie er international in großen Mengen transportiert werden kann. Blauer Wasserstoff, der mit konventionelle Methoden bei Abscheidung und Lagerung der CO2 Emissionen gewonnen wird, ist auf absehbare Zeit deutlich preisgünstiger als GH2. Ohne nachhaltige politische Präferenzen der Importeure kann GH2 kaum wettbewerbsfähig werden.

Für mögliche Erzeugerländer von GH2 ergeben sich hieraus schwierige Abwägungen. Entscheiden sie sich frühzeitig für den Einstieg in eine internationale GH2-Ökonomie, können sie sich eventuell eine vorteilhafte Position auf dem internationalen Wasserstoffmarkt sichern. Sie gehen jedoch auch hohe Risiken ein, falls sich die erhofften Exportpotentiale aufgrund der skizzierten Unsicherheiten nicht oder viel später als vermutet realisieren lassen. Viele Länder setzen daher auf duale Strategien und beabsichtigen, grünen Wasserstoff nicht nur zu exportieren, sondern auch für die Dekarbonisierung der Industrie und des Transports im Inland einzusetzen. Dies kann die Wertschöpfung steigern und helfen, Beschäftigung aufzubauen. Das Forschungsprojekt untersucht, wie die Länder Argentinien und Uruguay mit den skizzierten Unsicherheiten umgehen, um sektorpolitische Entscheidungen vor allem bei der Frage Export versus lokale Nutzung von H2 zu treffen.

Argentinien hat ein erhebliches Potential sowohl für die Erzeugung von GH2 als auch für die einheimische Nutzung in einer recht entwickelten Industrie. Große Gas- und Ölvorkommen erlauben auch die Entwicklung von Produktionskapazitäten für blauen Wasserstoff. Argentinien verfügt vor allem im Energiesektor über ausgebaute Forschungs- und Innovationskapazitäten. Eine argentinische Wasserstoffstrategie wird noch in 2023 verabschiedet werden.

Uruguay hat in den letzten zehn Jahren die Erzeugung von Strom aus Windenergie massiv ausgebaut, rund 98% der Elektrizität stammt heute aus erneuerbaren Quellen, das Land ist Nettoexporteur von Strom. Im Juli 2022 hat das Land eine GH2 Roadmap verabschiedet, die deutlich stärker als die Überlegungen beim südlichen Nachbarn auf mögliche Exporte von Wasserstoff setzt. Aufgrund eines eher kleinen Industriesektors sind örtliche Einsatzmöglichkeiten stark auf die Erzeugung von Treibstoffen für den Transportsektor fokussiert.

Beiden Ländern gemein ist die Sorge darum, dass die Erzeugung von GH2 zunehmend mit anderen Wirtschaftszweigen um die vorhandenen Wasserressourcen konkurriert. Klimawandel und das El Niño – Phänomen haben in 2023 zu deutlich reduzierten Niederschlägen und ausgedehnten Dürren geführt und die Wasserfrage zunehmend in das Zentrum des politischen Diskurses gerückt.