Geschlechterungleichheit, Kinderarbeit und Schulbildung: Evidenz für sozialpolitische Maßnahmen zur Abfederung der Auswirkungen wirtschaftlicher Schocks

Das Projekt zielt darauf ab, die kausalen Auswirkungen verschiedener sozialpolitischer Maßnahmen zu messen, um die Folgen wirtschaftlicher Schocks abzumildern und festzustellen, inwieweit sie sich auf geschlechtsspezifische Ungleichheiten bei Kinderarbeit, Bildung und Gesundheit in Ländern mit niedrigem Einkommen auswirken. Außerdem soll das Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen und Ursachen der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern verbessert werden. Die gewonnenen Erkenntnisse sind für die Gestaltung künftiger geschlechtersensibler sozialpolitischer Maßnahmen in einkommensschwachen Ländern von entscheidender Bedeutung und für politische Entscheidungsträger von großer Relevanz.

Projektleitung:
Christoph Strupat

Projektteam:
Alina Sowa

Finanzierung:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Zeitrahmen:
2023 - 2026 / Laufend

Kooperationspartner:

Projektbeschreibung

Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein zentrales Ziel internationaler Organisationen und politische Entscheidungsträger. Die Gleichberechtigung ist ein Menschenrecht und wird als wichtiger Grundpfeiler für wirtschaftliche Entwicklung angesehen. Jüngste Schätzungen deuten allerdings darauf hin, dass das Ziel ohne zusätzliche Anstrengungen nicht vor Ende dieses Jahrhunderts erreicht werden kann.

Einige wissenschaftliche Studien zeigen, dass Geschlechterungleichheit bereits in der Kindheit und häufig innerhalb der Familie beginnt, insbesondere wenn diese am Rande des Existenzminimums leben. Arme Haushalte, welche von wirtschaftlichen Schocks getroffen werden, sind oft gezwungen ihre Kinder aus der Schule zu nehmen, damit sie direkt oder indirekt durch häusliche und marktorientierte Arbeit zum Haushaltseinkommen beitragen, um so den Einkommensverlust zu kompensieren. Obwohl Töchter in der Regel bereits mehr Stunden arbeiten, müssen sie dann im Vergleich zu Söhnen auch öfter durch Arbeit zum Haushalteinkommen beitragen. Damit werden Mädchen einem erhöhten Risiko ausgesetzt, die Schule abzubrechen und haben somit Nachteile im späteren Leben.

In diesem Projekt untersuchen wir kompatible sozialpolitische Ansätze zur Abmilderung von Einkommensschocks sowie das Ausmaß, in welchem diese die Ungleichbehandlung von Mädchen hinsichtlich Kinderarbeit und Bildung verhindern. Wir untersuchen auch die Mechanismen, die die Ungleichbehandlung hervorrufen. Die gewonnenen Erkenntnisse sind entscheidend für die Gestaltung neuer sozialpolitischer Politikmaßnahmen, um den untersuchten Mechanismen entgegenzuwirken. Das Projekt schließt somit wichtige Wissenslücken hinsichtlich der Auswirkungen von Sozialpolitik auf Geschlechterungleichheit bei Kindern und den hierbei zugrunde liegenden Motiven.

Konkret untersucht das erste Teilprojekt die Auswirkungen eines großflächig umgesetzten Versicherungsprogramms, welches arme Haushalte direkt vor Einkommensschwankungen schützen soll. Die Auswirkungen landesweiter Versicherungsprogramme auf geschlechtsspezifische Unterschiede in Kinderarbeit und Schulbildung sind in der Fachliteratur derzeit nicht erforscht.

Im zweiten Teilprojekt werden die Motive für die ungleiche Behandlung von Mädchen im Falle eines wirtschaftlichen Schocks erstmals umfassend empirisch analysiert. Dadurch trägt es zur theoretischen Fundierung des ersten Teilprojekts bei. Der Fokus liegt hierbei auf den drei theoretischen Motiven, welche in der einschlägigen Literatur vorgestellt werden: Arbeitsproduktivität, Bildungserträge und Altersvorsorge.

Das dritte Teilprojekt nutzt die zeitlich gestaffelte Umsetzung einer Politikmaßnahme, welche direkt in das Motiv der unterschiedlichen Bildungserträge zwischen Jungen und Mädchen eingreift. Empirische Untersuchungen zu den Auswirkungen dieser oder gar einer anderen Politikmaßnahme, welche auf die Abschwächung eines der drei theoretischen Motive für Geschlechterungleichheit hinsichtlich Kinderarbeit und Bildung abzielt, sind unseres Wissens nach in der einschlägigen Literatur derzeit nicht zu finden.

Publikationen

Projektkoordination

Sonja Packschies